Zur Zeit des ersten Weltkrieges wurden Experimente unternommen, Schiffe aus Beton zu bauen.
Die im herkömmlichen Schiffsbau übliche Spantenbauweise wurde übernommen. 30 Prozent des erforderlichen Stahls konnten eingespart werden.
Durch unwirtschaftliche Konstruktionen kam ein Großserienbau nicht zustande. Hohes Eigengewicht und geringe Wendigkeit waren die Hauptprobleme. Von Vorteil war die kürzere Fertigungszeit, weniger Fachpersonal, geringer Wartungs- und Erhaltungsaufwand, kein Unterwasserbewuchs und keine Abrostungen.
Kriegsbedingt kam der technologische Durchbruch um 1940. Durch die Schalenbauweise und die Verwendung von Leichtbeton mit dem Zuschlag von gesintertem Ton konnte der Stahlanteil auf ein Drittel der bisherigen Bauweise verringert werden.
Erstmals entstanden konkurrenzfähige Schiffe.
Die meisten Schiffsrümpfe wurden von dem Bauunternehmen Dyckerhoff & Widmann produziert.
Die Zukunft des Betonschiffbaus liegt heute im Bereich der Spezialaufgaben: zum Beispiel beim Bau von Pontons, Leichtern, Bohrinseln und in arktischen Regionen, wo Beton aufgrund seiner größeren Witterungsbeständigkeit dem Stahl überlegen ist.
Desweiteren in Entwicklungsländern, wo Materialeinsparung und Robustheit wirtschaftlich von größerer Bedeutung sind als geringe Einbußen in der Transportleistung.

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Das Küstenmotorschiff MS Treue wurde 1943 gebaut.
Es war eines der Betonschiffe aus der "Transporterflotte Speer". Von den etwa 70 geplanten Schiffen dieser Flotte ist die "Treue" übrig geblieben.
Mit einer Länge von 44 m und einer Breite von 7 m hat es einen Tiefgang von 2,80 m.
Fast 20 Jahre fuhr es auf hoher See; 1962 wurde es dann aus dem Schiffsregister gelöscht. Danach diente es als schwimmende Motorradwerkstatt, ab 1998 als Lagerhulk im Hafen Harburg. 1992 erwarb ein Hamburger Bronzegießer das Schiff, es entstanden Pläne sowohl für den Umbau und die Restaurierung als auch für die Nutzung.
Im Sommer 1995 wurde das Projekt "Treujanisches Pferd" von Studenten und Professoren der Hochschule für bildende Künste Hamburg initiiert.
Unter großem Medienecho wurden Ausstellungen, Installationen, Aktionen, Filme und der jour fix mit Vorträgen, Lesungen und Musik von der Klassik über Jazz bis zur Avantgarde organisiert.
Das Betonschiff Treue ist ein Baudenkmal von besonderem Interesse, denn sie dokumentiert als letztes Überbleibsel eine Stufe in der Betontechnologie. Rumpf und Aufbauten aus wasserdichtem Beton weisen noch heute nach Gutachten eine hervorragende Qualität auf. Die Instandsetzung und Restaurierung des Schiffes ist ausgehend von den Resultaten der Untersuchungen, eine lohnende und interessante Aufgabe.